Blum: Über 11 Prozent Plus




Blum: Über 11 Prozent Plus














Die Blum-Gruppe konnte im Wirtschaftsjahr 2021/22 ihren Umsatz um mehr als 11 Prozent steigern. Photo: Blum



Der Beschlägespezialist Blum (Höchst/Österreich) meldet für das Geschäftsjahr 2021/22 (30. Juni) eine Umsatzsteigerung von 11,2 %. Das entspricht einem Umsatzzuwachs von 266 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Wie das Unternehmen bei seiner Bilanz-Pressekonferenz berichtete, war das vergangene Wirtschaftsjahr erneut ein gutes Jahr für Küchen- und Möbelhersteller. „Der Homing-Trend, das Wohnen und Einrichten, stand bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern auch im vergangenen Jahr hoch im Kurs. Die Nachfrage nach Beschlägen hat sich auf einem stabil hohen Niveau eingependelt,“ informierte Philipp Blum, Geschäftsführer der Julius Blum GmbH, über die Entwicklungen der Branche.


Das Vorarlberger Familienunternehmen hat im vergangenen Wirtschaftsjahr einen Gruppenumsatz von 2.643,65 Mio. Euro erzielt und den Umsatz um 266 Mio. Euro erhöht. „Hinter uns liegt durch die anhaltende Coronapandemie und den Krieg in der Ukraine erneut ein herausforderndes Wirtschaftsjahr. Umso mehr freut uns die Umsatzsteigerung von 11,2 %“, erklärt Philipp Blum. Vor dem Hintergrund dieser weltweiten Ausnahmesituationen sind die Ergebnisse jedoch differenziert zu betrachten. Rohstoffpreise sind um ein Vielfaches gestiegen, ebenso die Transportkosten. „Unser diesjähriger Umsatzzuwachs basiert zu einem Teil auf Mengensteigerungen, zum anderen auf nötigen Preisanpassungen, die wir aufgrund der massiven Mehrkosten durchführen mussten“, so der Geschäftsführer. Das Familienunternehmen verzeichnet auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Zuwachs von 644 – weltweit sind 9.422 Mitarbeitende täglich für Blum im Einsatz, davon 6.981 in Österreich.


In Westeuropa ist die Steigerung neuerlich groß ausgefallen, insbesondere in Italien, Deutschland und UK, während in Osteuropa die politischen Entwicklungen dämpfend auf die Märkte gewirkt haben. „Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bringt den Menschen dort unsägliches Leid und macht uns seit Februar fassungslos. Dieser Krieg mitten in Europa erschüttert den inneren Frieden und die Stabilität in seinen Grundfesten. Auch wenn es unseren Kolleginnen und Kollegen der ukrainischen Niederlassung den Umständen entsprechend gut geht, sind wir dennoch in ständiger Sorge“, berichtet Philipp Blum.


Der Lockdown in Shanghai und anderen chinesischen Städten im Frühjahr 2022 hat das Wachstum in China gebremst: „Unsere dortigen Kunden hat das beträchtlich getroffen. Trotzdem hat sich der Absatzmarkt in Asien in Summe gut entwickelt“, erklärt Philipp Blum. Auch in Nord- und Südamerika liefen die Geschäfte zufriedenstellend. Die internationalen Transportwege haben das Unternehmen jedoch vor Herausforderungen gestellt. Er erläutert: „Dazu zählen Verwerfungen durch den Ukrainekrieg, der globale Mangel an Frachtcontainern, LKW, Fahrerinnen und Fahrern. Die Lieferkette ist weltweit immer noch angespannt.“ Mit der Auftragslage ist das Unternehmen zufrieden und bleibt für die weiteren Entwicklungen verhalten optimistisch. „Erfreulich ist, dass es uns in den letzten Monaten durch den Ausbau unserer Fertigungskapazitäten und die zusätzlichen Mitarbeitenden gelungen ist, die Lieferzeiten bei vielen Produktgruppen wieder deutlich zu verkürzen“, informiert der Geschäftsführer.


Mit Investitionen unter anderem in die Werke in Bregenz, Höchst und Gaißau – insgesamt 224 Mio. Euro in Vorarlberg – stärkt Blum seinen Hauptstandort. „Hier entwickeln wir Produkte und Fertigungsverfahren, hier entsteht der größte Teil unserer Wertschöpfung“, so Geschäftsführer Martin Blum. Er betont: „Um die Herausforderungen in der globalen Lieferkette zu meistern und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, bauen wir den globalen Produktionsverbund weiter aus – in Europa und international.“


Ein großer Meilenstein hierfür ist die Fertigstellung des neuen Werks in Shanghai. Erste Anlagen wurden bereits verlagert und seit Anfang April montiert Blum Scharniere für den lokalen Markt. Auch bei seiner Tochtergesellschaft in Polen stehen dem Beschlägehersteller ab 2023 zusätzliche Produktionsflächen zur Verfügung. Das gesamte Investitionsvolumen für das vergangene Wirtschaftsjahr beträgt 339 Mio. Euro. Eine der wichtigsten Investitionen ist für Martin Blum jene in Fachkräfte. „Mit weltweit 400 Auszubildenden, davon 363 in Vorarlberg, und der Weiterbildung unserer Mitarbeitenden halten wir dem Fachkräftemangel entgegen.“ Motivierte, engagierte und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für Blum einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. „Wir haben zusammen ein weiteres Jahr gemeistert, das uns als Organisation durchaus an die Belastungsgrenze gebracht, das geht nur mit einem außerordentlich motivierten Team“, ist Martin Blum überzeugt.


Als produzierender Betrieb ist Blum Teil einer langen und internationalen Lieferkette. Die direkten Abhängigkeiten von Erdgas sind zwar überschaubar, die indirekten, wie etwa die der Stahlproduktion, sind von größerer Tragweite. Deshalb ist ein kurzfristiger Ausstieg aus fossilen Brennstoffen nicht möglich. „Unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen sind langfristig. Unabhängig von der derzeitigen Situation rund um Gas, nutzen wir schon seit Jahren nachhaltige Alternativen wie Strom aus Wasserkraft, Fernwärme in unseren Werken in Dornbirn, Wärmerückgewinnung in der Produktion und Photovoltaik-Anlagen“, informiert Martin Blum. Allein in Vorarlberg sind über 1.800 m2 Sonnenkollektoren verbaut. Rund die Hälfte der LKW-Flotte für den internen Werksverkehr in Vorarlberg ist mit heimischem Biogas und somit nahezu CO2-neutral unterwegs. „Wir sind Gründungsmitglied des Klimaneutralitätsbündnis 2025 ‚turn to zero‘ und haben uns verpflichtet, den Unternehmensfußabdruck klimaneutral zu stellen“, so der Geschäftsführer.


Gerade die hohe Inflation und die laufenden Preissteigerungen im Alltag beobachtet das Vorarlberger Familienunternehmen mit Sorge „Die Menschen überlegen sich momentan genau, wofür sie ihr Geld ausgeben. Auch die fragile Situation der internationalen Lieferketten und Transportlogistik sowie die stark schwankenden Rohstoffpreise bleiben eine Herausforderung“, so Philipp Blum. Mehr denn je sind die Widerstandsfähigkeit und die Flexibilität des gesamten Unternehmens gefragt, um auf Krisen reagieren, daraus lernen und sich weiterentwickeln zu können. „Das ist von entscheidender Bedeutung, um in volatilen Zeiten zu bestehen und nur so können wir ein verlässlicher Partner bleiben – für unsere Kunden und Mitarbeitenden“, schließt er.




Zurück