Egger: Auf weltweitem Expansionskurs

Egger verfügt künftig auch über Werke in Argentinien (siehe Photo) und in den USA. Photo: Egger






Die Egger-Gruppe (St. Johann i.T) berichtete auf der heutigen Jahrespressekonferenz am Stammsitz in St. Johann in Tirol über einen positiven Verlauf des Geschäftsjahres 2016/2017 und erste Investitionen im außereuropäischen Ausland. Wie der Holzwerkstoffkonzern bekannt gab, ist der Umsatz der Gruppe um 1,7 Prozent auf 2.384,8 Mio. Euro und das operative Ergebnis (EBITDA) um 4 Prozent auf 363,7 Mio. Euro gestiegen. Dies seien erneut Höchstwerte in der 56-jährigen Unternehmensgeschichte, unterstrich die Egger-Geschäftsleitung. Zugleich prognostizierte sie ein noch deutlicheres Wachstum in den nächsten Jahren und kündigte große Investitionen in Polen, Argentinien und den USA an.
Mit einer Eigenkapitalquote von 37,5 Prozent unterstreiche das Familienunternehmen außerdem seine gute Bonität, so die Egger-Leitung. Die produzierte Menge an Rohplatten inkl. Schnittholz konnte auf 7,9 Mio. m3 (+3 %) gesteigert werden, was eine Vollauslastung aller primären Produktionskapazitäten bedeutet. Gruppenweit beschäftigte das Holzwerkstoffunternehmen im vergangen Jahr durchschnittlich 8.145 Mitarbeiter.
Zum Wachstum verhalf laut Firmenangaben insbesondere die hohe Nachfrage in Österreich, Deutschland, Zentral- und Osteuropa. Insgesamt seien jedoch weltweit in fast allen Regionen positive Umsatzentwicklungen erzielt und Marktanteile ausgebaut worden, hieß es auf der Pressekonferenz. In der Türkei führe die angespannte politische und wirtschaftliche Lage zu leichten Rückgängen im lokalen Vertrieb von Kanten, welcher jedoch großteils durch Export kompensiert wurde, so das Unternehmen.  
Überaus zufrieden zeigte sich Egger auf der Pressekonferenz mit der Entwicklung im Bereich Möbel und Innenausbau (Egger Decorative Products), der mit 75,6 Prozent den größten Umsatzanteil einnimmt. Der Umsatz dieser Sparte konnte mit 1.906,9 Mio. Euro um 2 Prozent erhöht werden. Umsatzzuwächsen in den Märkten Österreich, Deutschland, Rumänien und Russland, vor allem mittels der neu angelaufenen MDF-Produktionsanlage in Gagarin (RU), stehen lediglich Umsatzrückgänge in Großbritannien und der Türkei entgegen. Ein Großteil dieser Rückgänge sei auf Abwertungen der lokalen Währungen zurückzuführen.
Der Umsatz im Bereich Fußboden (Egger Retail Products) liegt mit 330,5 Mio. Euro auf Vorjahresniveau (-0,2 %). Hier wurde einerseits die Aktivität in ertragsschwachen Fußbodenmärkten reduziert und der Fokus auf höherwertige Warengruppen gelegt, andererseits beginnt sich nach Angaben von Egger die neue Fußbodenproduktion in Gagarin (RU) am Markt zu etablieren. Auch im Bereich Bauprodukte (Egger Building Products) wurde der Umsatz trotz Marktschwäche und Preisdruck bei OSB und Schnittholz mit 284,4 Mio. Euro annähernd stabil auf Vorjahresniveau (-1,2 %) gehalten.
Im Geschäftsjahr 2016/2017 wurden Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte sowie Akquisitionen in der Höhe von 259,2 Mio. Euro (Vorjahr: 302,7 Mio. Euro) getätigt. Davon entfielen 64,3 Mio. Euro auf Erhaltungsinvestitionen, 194,9 Mio. Euro auf Wachstumsinvestitionen.
Große Investitionen fallen im neuen Geschäftsjahr an: Am 17. Juli hatte die Egger Gruppe bekanntgegeben, dass sie das Werk Concordia, Argentinien, von der chilenischen Masisa S.A. übernimmt. Damit wird Egger erstmals mit einem Produktionsstandort außerhalb Europas vertreten sein. Das Werk in Concordia verfügt über Anlagen zur Produktion und Beschichtung von Spanplatten und MDF-Platten. Die Produktionskapazitäten lagen 2016 bei 165.000 m3 Spanplatten, 280.000 m3 MDF-Platten sowie 274.000 m3 Beschichtung. Neben dem Werk und seinem Vertrieb betreibt Egger zukünftig auch das unter Masisa Placacentro auftretende Handelsnetzwerk in Argentinien, welches von 42 Partnern selbstständig geführt wird. Egger übernimmt die rund 500 Mitarbeiter von Masisa in Argentinien zum Closing-Zeitpunkt.
Der Neubau eines Spanplattenwerks in der nord-polnischen Stadt Biskupiec, in der Region Ermland-Masuren, geht in die Realisierung. Das neue Holzwerkstoffwerk wird über eine Rohspankapazität von 650.000 m3, Beschichtungsanlagen sowie Imprägnieranlagen verfügen. Mit der Inbetriebnahme wird gegen Ende 2018 gerechnet. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei rund 250 Mio. Euro. In Biskupiec entstehen mit dem neuen Werk 400 direkte und rund 600 nachgelagerte Arbeitsplätze.
In einer noch frühen Planungsphase befindet sich dagegen ein weiteres Greenfield-Projekt: Gemeinsam mit dem Gouverneur und den örtlichen Behördenvertretern verkündete Egger in diesen Tagen, in Lexington, North Carolina, ein Holzwerkstoffwerk errichten zu wollen. Die Projektumsetzung ist in mehreren Phasen geplant, wobei im ersten Schritt ein Spanplattenwerk mit Beschichtungskapazitäten errichtet werden soll. Die Erfüllung sämtlicher vereinbarter Rahmenbedingungen und den Erhalt der entsprechenden Genehmigungen vorausgesetzt, soll mit dem Bau Ende 2018 gestartet werden. Die erste Projektphase umfasst ein Investitionsvolumen von rund 260 Mio. Euro und wird 400 direkte Arbeitsplätze schaffen. Zuvor wird im Oktober 2017 jedoch ein Verteilerzentrums in der Nähe von Detroit, Michigan seinen Betrieb aufnehmen und damit Kunden in den USA eine bessere Verfügbarkeit von Egger Produkten sowie eine höhere Wettbewerbsfähigkeit bieten.
Für das im Mai begonnene aktuelle Geschäftsjahr 2017/2018 rechnet die Egger Gruppe mit einem weiter anhaltenden Umsatz- und Ergebniswachstum. ba






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