Pfleiderer AG: Insolvenzantrag gestellt






Der Vorstand der Pfleiderer AG (Düsseldorf) hat am 28. März beim zuständigen Amtsgericht in Düsseldorf Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Dies gab das Unternehmen gestern Abend der Presse bekannt.
Der Schritt war notwendig geworden, weil das Oberlandesgericht Frankfurt/Main am 27. März 2012 den Freigabeantrag im Zusammenhang mit Klagen gegen Beschlüsse der Versammlung der Hybridanleihegläubiger vom 20. Juni 2011 abgelehnt hatte. Laut Unternehmensangaben können dadurch die mit großer Mehrheit getroffenen Beschlüsse zu den geplanten Kapitalmaßnahmen nicht fristgemäß umgesetzt werden. Die im Rahmen des Restrukturierungskonzepts vorgesehene Entschuldung und Rekapitalisierung des Unternehmens sei auf diesem Wege nicht mehr möglich.
Wie Pfleiderer weiter bekannt gibt, strebt der Vorstand nun die Sanierung der Pfleiderer AG im Wege eines Insolvenzplanverfahrens an. Das Insolvenzplanverfahren ermöglicht eine zügige und rechtssichere Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen und wird nach Ansicht des Unternehmens im Ergebnis ebenfalls zu der geplanten erheblichen Entschuldung der Pfleiderer AG führen. Hierzu hat der Vorstand bei Gericht die Eigenverwaltung beantragt. Die Eigenverwaltung ermöglicht es dem Vorstand, die Geschäfte unter der Aufsicht des Sachwalters fortzuführen und so die begonnene Sanierung zum Abschluss zu bringen. Das Gericht hat auf einstimmigen Vorschlag eines vorher bestellten vorläufigen Gläubigerausschusses den Rechtsanwalt Horst Piepenburg zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Dessen Aufgabe ist die Überwachung des Vorstands im Hinblick auf die Einhaltung der insolvenzrechtlichen Vorschriften.
Die Insolvenz betrifft lediglich die Pfleiderer AG als Holdinggesellschaft, nicht jedoch deren Tochtergesellschaften. In den Tochtergesellschaften ist das operative Geschäft der Pfleiderer-Gruppe gebündelt. Es ist organisatorisch und finanziell von der Obergesellschaft unabhängig. Das operative Geschäft und die damit verbundenen Arbeitsplätze sind deswegen von der Insolvenz der AG nicht betroffen. Die Pfleiderer AG beschäftigt derzeit 10 Mitarbeiter, in der gesamten Pfleiderer-Gruppe sind derzeit rund 4.900 Mitarbeiter beschäftigt (inklusive der zum Verkauf stehenden Aktivitäten in Nordamerika), davon gut 2000 in Deutschland.
Hans-Joachim Ziems, im Vorstand der Pfleiderer AG unter anderem für die Restrukturierung der Gruppe zuständig, kommentierte: „Ich bedauere, dass wir die ursprünglichen Restrukturierungsbeschlüsse trotz der hohen Zustimmung aller Beteiligten nicht umsetzen konnten und damit die Altaktionäre und Anleihegläubiger nicht mehr an der erfolgreichen Restrukturierung von Pfleiderer partizipieren werden. Nun wird Pfleiderer über ein Insolvenzplanverfahren den Sanierungskurs fortsetzen. Pfleiderer ist auf diese Situation gut vorbereitet. Insbesondere die von uns beantragte Eigenverwaltung ist dabei eine gute Nachricht für die Mitarbeiter und alle Standorte. Sie wird uns ermöglichen, die bereits weit fortgeschrittene und operativ überaus erfolgreiche Sanierung rechtssicher und ohne weiteren Verzug zum Abschluss zu bringen.“
Rechtsanwalt Piepenburg hat noch am Mittwochabend seine Tätigkeit aufgenommen: „Die Insolvenz bietet alle Chancen, die Pfleiderer AG als Holding zu erhalten. Mit den im Vorfeld bekannt gewordenen Sanierungsbeiträgen kann ein Insolvenzplan sehr zügig umgesetzt werden“.
Wie das Unternehmen erläuternd mitteilt, habe die Pfleiderer AG im vergangenen Jahr ein umfassendes Restrukturierungskonzept entwickelt, auf Basis dessen das Unternehmen massiv entschuldet und rekapitalisiert worden wäre. Voraussetzung für die Umsetzung des Konzepts seien jedoch wesentliche Beiträge aller Beteiligten gewesen: der Kreditgeber ebenso wie der Aktionäre und Gläubiger einer 2007 begebenen Hybridanleihe.
Die Pfleiderer finanzierenden Banken und Investoren hatten einem erheblichen Verzicht auf ihre Forderungen sowie der Bereitstellung neuer Finanzmittel zugestimmt, dies allerdings unter der Maßgabe, dass die Aktionäre einem drastischen Kapitalschnitt sowie einer anschließenden Kapitalerhöhung zustimmen. Die Hybridanleihegläubiger sollten auf ihre Ansprüche aus der Anleihe vollständig verzichten und im Gegenzug einen Anteil an der rekapitalisierten Gesellschaft erhalten. All dies war nach Angaben von Pfleiderer mit dem erfolgreichen Abschluss einer Gläubigerversammlung sowie einer außerordentlichen Hauptversammlung im letzten Jahr auf den Weg gebracht. Nachdem einzelne Anleger gegen die Beschlüsse geklagt hatten, konnten diese jedoch nicht wie geplant umgesetzt werden, so das Unternehmen.  
Durch so genannte Freigabeverfahren hatte die Gesellschaft versucht, eine rechtwirksame Eintragung der Beschlüsse trotz des laufenden Hauptsacheverfahrens zu ermöglichen. Mit der Ablehnung des Oberlandesgerichts Frankfurt ist dies jedoch gescheitert. Nun wird über ein Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung die Sanierung der Pfleiderer-Gruppe angestrebt.
Neben den Kapitalmaßnahmen hatte das Unternehmen im Rahmen des Konzepts ebenfalls eine Reihe von operativen Restrukturierungsmaßnahmen vorgesehen und laut Unternehmensangaben bereits auch weitgehend umgesetzt. So wurde die operative Restrukturierung in Westeuropa bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen. Im operativen Geschäft verzeichnete Pfleiderer im Business Center Westeuropa im Jahr 2011 eine deutliche Ergebnisverbesserung. Auch bei der geplanten Veräußerung der Nordamerika-Aktivitäten konnte mit dem Ende 2011 erfolgten Verkauf des Werks in Moncure in den USA ein wichtiger Teilerfolg erzielt werden.






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