Pfleiderer gerettet






Die Pfleiderer AG (Neumarkt) kann aufatmen. Wie das Unternehmen am Donnerstagabend bekannt gab, haben alle Gläubiger die Ende April vorgelegten Verträge unterschrieben. Damit konnte sich der Holzwerkstoff-Konzern mit seinen Gläubigern auf die finanziellen Modalitäten der Restrukturierung des Konzerns einigen. Die Inhalte der Verträge entsprechen den bereits am 26. April 2011 bekannt gegebenen Eckpunkten.

Wie das Unternehmen weiter mitteilte, ist der Forderungsverzicht der Finanzgläubiger jedoch davon abhängig, dass die Hybridanleihegläubiger und die Aktionäre den vorgeschlagenen Maßnahmen ohne Vorbehalte
zustimmen.

Das Restrukturierungskonzept umfasst einen Forderungsverzicht der Gläubiger auf die Finanzverbindlichkeiten des Konzerns (ohne den separaten Finanzierungskreis Osteuropa) in Höhe von 40 % der in Anspruch genommenen Linien. Hinzu kommt ein Teil der aufgelaufenen Zinsen und Gebühren. Dies entspricht einem Betrag von insgesamt rund 380 Mio. Euro.

Die Gläubiger stellen der Gesellschaft im Mai 2011 zudem einen zusätzlichen Kreditrahmen von 100 Mio. Euro als erstrangig besichertes Darlehen („Super Senior“) zur Verfügung. Das Super Senior-Darlehen soll nach Durchführung der geplanten Kapitalmaßnahmen zur Hälfte wieder zurückgeführt werden.

Vorstand und Aufsichtsrat werden einer außerordentlichen Hauptversammlung, die voraussichtlich in der zweiten Hälfte Juli 2011 stattfinden wird, einen massiven Kapitalschnitt vorschlagen. Dieser wird dazu führen, dass die Aktionäre zunächst nur noch ca. 1 % des bisherigen Grundkapitals halten werden; sie haben aber die Möglichkeit, im Zuge einer Kapitalerhöhung den Anteil auf bis zu 16 % aufzustocken.

Zur Wiederherstellung einer soliden Eigenkapitalbasis ist anschließend eine Barkapitalerhöhung mit einem Mittelzufluss von bis zu 100 Mio. Euro geplant. Davon sollen 60 Mio. Euro von den Gläubigern erbracht werden, während 40 Mio. Euro von den Aktionären der Pfleiderer AG oder sonstigen Dritten finanziert werden sollen.

Die Gläubiger sind zudem bereit, in Höhe jenes Teils der Kapitalerhöhung, der von den Aktionären oder sonstigen Dritten nicht erbracht wird, einen weiteren erstrangigen Kredit („Super Senior“) von bis zu 40 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen. Damit ist der vorgesehene Mittelzufluss von 100 Mio. Euro in jedem Fall gesichert.

Nach Vollzug der Kapitalerhöhung sollen die Gläubiger mindestens 80 % am erhöhten Grundkapital der Pfleiderer AG halten. Dieser Anteil kann sich in dem Maße erhöhen, in dem weder die bisherigen Altaktionäre noch Dritte die auf sie entfallenden Aktien an der Kapitalerhöhung zeichnen. Die Mehrheitsposition reflektiert den signifikanten Forderungsverzicht und die Garantie des Mittelzuflusses durch den Super Senior-Kredit in Höhe von bis zu 40 Mio. Euro.

Die Aktionäre können ihren Anteil am Grundkapital durch Zeichnung des auf sie entfallenden Anteils an der Kapitalerhöhung gegen eine Bareinlage von bis zu 40 Mio. Euro um bis zu 15 % von 1 % auf bis zu 16 % erhöhen.

Die Inhaber der 2007 begebenen Hybridanleihe mit einem Nominalvolumen von 275 Mio. Euro sollen auf ihre Rechte vollständig verzichten und im Gegenzug mit 4 % am Grundkapital nach der Kapitalerhöhung beteiligt werden. Dies entspricht inklusive der aufgelaufenen nicht gezahlten Zinsen einer weiteren Entschuldung um rund 340 Mio. Euro.

Gläubiger, die auf 40 % ihrer Forderungen verzichten, sich aber nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen wollen, erhalten Optionsanleihen, die unter bestimmten Bedingungen in Aktien gewandelt werden können.

Die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen steht von Seiten der Gläubiger unter dem Vorbehalt, dass sowohl die Anleihegläubiger als auch die Aktionäre in getrennten Versammlungen den entsprechenden Schritten ohne Einschränkung zustimmen.

Nach aktuellem Stand ist für Juni eine Versammlung der Anleihegläubiger geplant und für die zweite Hälfte Juli eine außerordentliche Hauptversammlung der Pfleiderer AG.

Pfleiderer rechnet damit, dass die Umsetzung des Restrukturierungskonzepts bis weit ins zweite Halbjahr 2011, gegebenenfalls bis ins erste Quartal 2012 dauern wird.







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