Pfleiderer wächst beim Umsatz und operativem Gewinn






Der Pfleiderer-Konzern (Neumarkt) hat im zweiten Quartal 2011 von den umgesetzten operativen Restrukturierungsmaßnahmen profitiert und in Europa sowohl Umsatz als auch operativen Gewinn deutlich gesteigert, so der Konzern heute in seiner Bilanz für das erste Halbjahr 2011.

In dem Halbjahres-Bericht werde erstmalig das zum Verkauf gestellte Nordamerikageschäft den IFRS-Bestimmungen entsprechend als nicht fortgeführte Aktivität separat ausgewiesen; die entsprechenden Vergleichswerte des Vorjahres seien angepasst und damit vergleichbar, erläutert das Unternehmen. Zudem sei zu berücksichtigen, dass das Zahlenwerk die Effekte aus der finanziellen Restrukturierung des Pfleiderer-Konzerns, die einen massiven Schuldenschnitt und umfangreiche Kapitalmaßnahmen vorsehe, noch nicht abbilde, da die Maßnahmen noch nicht vollzogen worden seien.

Wie das Unternehmen weiter berichtet, habe der Konzernumsatz der fortgeführten Aktivitäten im zweiten Quartal 293,0 Mio. Euro betragen und damit um 6,0 % über dem Vorjahreswert gelegen. Im ersten Halbjahr betrug der Umsatz 595,3 Mio. Euro, ein Anstieg von 9,4 %. Wachstumsträger sei vor allem das wieder deutlich anziehende Osteuropageschäft gewesen.

Das bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), in dem die außerordentlichen operativen Restrukturierungskosten eliminiert worden seien, sei im zweiten Quartal um 44,0 % auf 28,8 Mio. Euro gestiegen. Das EBITDA inklusive operativer Restrukturierungskosten habe im zweiten Quartal um 5,5 % auf 20,9 Mio. Euro gesteigert werden können. Im Halbjahresvergleich habe sich das bereinigte EBITDA um 38,3% auf 54,1 Mio. Euro erhöht. Inklusive Restrukturierungskosten sei ein um 14,8% auf 44,2 Mio. Euro verbessertes EBITDA ausgewiesen.

Das Periodenergebnis sei weiterhin negativ und betrage im Halbjahr -74,9 Mio. Euro nach -18,9 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Es sei wesentlich durch ein negatives Finanzergebnis in Höhe von -65,6 Mio. Euro geprägt, das die im Verlauf dieses Jahres vereinbarte, aber noch nicht umgesetzte Schuldenreduzierung von mehr als 700 Mio. Euro und die damit verbundene niedrigere Zinsbelastung noch nicht abbilden könne.

Unter der Annahme, dass die Maßnahmen zur finanziellen Restrukturierung bereits umgesetzt worden wären, würde der Konzern aus den fortgeführten Aktivitäten für das erste Halbjahr ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis ausweisen, so das Unternehmen in seinem Bericht weiter.

Die Region Westeuropa habe im zweiten Quartal trotz der planmäßig umgesetzten Schließungen von drei Werken in Deutschland einen Umsatzrückgang um lediglich 2,0 % auf 198,1 Mio. Euro verzeichnet. Die EBIT-Marge sei aber von 1,7 % auf 3,3 % des Umsat-zes fast verdoppelt worden. Als Folge der Werksschließungen in Ebersdorf, Gschwend und Nidda sei der Kapazitätsüberhang in Deutschland weitestgehend beseitigt worden; dies bilde die Grundlage für die im Vergleich zum Vorjahr deutliche Anhebung der Preise. Ohne Berücksichtigung von Einmaleffekten habe die EBIT-Marge bei 6,4 % gelegen.

Im Produktvergleich beobachte Pfleiderer einen Nachfragerückgang bei unbeschichteten Produkten mit Ausnahme der Baumärkte. Bei beschichteten Produkten wiederum habe der Absatz insbesondere mit der Möbelindustrie gesteigert werden können. Die erfolgreiche Umsetzung einer neuen Vertriebsstrategie mit Schwerpunkt auf der Ausweitung des Produktangebots in das mittlere Preissegment habe in Europa bei Laminatfußböden Mengenzuwächse von rund 4 % bedingt.

In Osteuropa sei der Umsatz im zweiten Quartal um 28,6 % auf 99,8 Mio. Euro gestiegen. Auch die EBIT-Marge sei von 4,4 % auf 5,5 % gesteigert worden. Dabei seien die Erhöhungen der Rohstoffkosten durch Volumenzuwächse und Preisanhebungen überkompensiert worden, obwohl sie teilweise erheblich gewesen seien. So seien beispielsweise die Holzpreise um nahezu ein Drittel gestiegen. Osteuropa habe damit als Wachstumsregion im zweiten Quartal einen Umsatzanteil von 33,5 % der fortgeführten Konzernaktivitäten erreicht und seine Bedeutung für Pfleiderer weiter erhöht.

Das zum Verkauf vorgesehene Nordamerikageschäft habe im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang von 13,4 % auf 90,8 Mio. Euro verzeichnet. Dafür seien im Wesentlichen Wechselkurseffekte verantwortlich gewesen, die den Umsatz mit 22,8 Mio. Euro belastet hätten.

Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern inklusive Nordamerika sei im Vergleich zum 30. Juni 2010 auf 5.177 gesunken, ein Rückgang um 7,2 %.

Die weitere Entwicklung des Konzerns hänge entscheidend von der Umsetzung des beschlossenen operativen und finanziellen Restrukturierungskonzepts ab. Die Zustimmungen der Gläubigerversammlung im Juni sowie der außerordentlichen Hauptversammlung im Juli zu weitreichenden Kapitalmaßnahmen seien dabei wichtige Meilensteine gewesen.

Mehrere Aktionäre und Gläubiger hätten gegen die Beschlüsse Klage eingereicht. Das Landgericht Frankfurt/Main habe in erster Instanz den Freigabeantrag der Pfleiderer AG hinsichtlich der Beschlüsse der Gläubigerversammlung abgelehnt. Dagegen werde die Gesellschaft Beschwerde einlegen. „Der Vorstand ist nach eingehender juristischer Prüfung der Klagen unverändert zuversichtlich, die entsprechenden gerichtlichen Freigaben zu erhalten. Die Planung von Pfleiderer hat von vornherein eine mögliche Auseinandersetzung über mehrere Instanzen vorgesehen, so dass sich die Restrukturierung weiterhin im Zeitplan befindet“, so der Konzern.

Operativ gehe der Vorstand – auf Basis des bisherigen Geschäftsverlaufs im zweiten Halbjahr 2011 – von der Fortsetzung des verzeichneten Aufwärtstrends der ersten sechs Monate aus. Der Konzernumsatz der fortgeführten Aktivitäten dürfte im Gesamtjahr aufgrund der Markterholung und trotz der vollzogenen Werksschließungen laut dem Konzern im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich wachsen. Dabei werde  Osteuropa voraussichtlich zweistellige Wachstumsraten aufweisen, während Westeuropa aufgrund der Kapazitätsanpassungen in etwa stagnieren sollte.

Das auszuweisende Periodenergebnis für das Gesamtjahr werde davon abhängen, ob und in welchem Umfang die finanzielle Restrukturierung bereits bilanziell wirksam werde.

Unter der Annahme, dass die finanzielle Restrukturierung bereits vollständig umgesetzt werde, werde für die fortgeführten Aktivitäten bereits für dieses Jahr mit einem positiven Konzernergebnis gerechnet.

2012 rechne Pfleiderer für die fortgeführten Aktivitäten mit einem weiteren Umsatzwachstum, sofern sich die derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, beispielsweise aufgrund der sich verschärfenden Staatsschuldenkrise, nicht substanziell verschlechterten.






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