Pfleiderers BC Westeuropa: „Turnaround jetzt geschafft“ – positiver Ausblick






In einer gestern auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen im Markt um die Pfleiderer Holding AG (Neumarkt) spontan angesetzten Telefon-Konferenz u.a. mit MOEBELMARKT online betonte Michael Wolff, CEO des Business Centers Westeuropa der Neumarkter Pfleiderer AG heute Vormittag die positive Geschäftssituation der Pfleiderer Holzwerkstoffe GmbH. Dabei betonte er, dass die „harte Restrukturierung“ des Business Center Westeuropa, „um schnell wieder ertragreich“ zu werden, „jetzt erfolgreich abgeschlossen“ sei und das operative Geschäft „schwarze Zahlen“ schreibe.

So seien die fünf Hauptziele der „schnellen, harten aber erfolgreichen“ Restrukturierung erreicht, die „große Restrukturierung“ sei damit jedoch nicht nur abgeschlossen, sondern „ganz im Gegenteil“: „Wir sind bereits wieder dabei nach vorne zu schauen und zu investieren und arbeiten bereits wieder massiv an der Zukunft“, so Wolff.

So sei die Schließung der Werke Nidda, Geschwend und Ebersdorf innerhalb von nur sechs Monaten geschafft worden und mit Investitionen in die Werke Baruth und Neumarkt hätten über 70 Mio. Euro Umsatz und damit fast das gesamte Restgeschäft der geschlossenen Werke dorthin transferiert werden können.

Zugleich seien gleichzeitig fast alle Schließungs- bzw. Restrukturierungskosten wie Abfindungen, Lohnfortzahlungen und Buchwertabschreibung in das Jahr 2010 hinein gebucht worden, mit dem Ziel, ab 2011 wieder ein positives EBIT zu schreiben. Zugleich sei es gelungen, bei dem Restrukturierungs-Szenario weitestgehend sozialverträglich vorzugehen durch die Nutzung von Auffang- bzw. Qualifizierungsgesellschaften.

Zeitgleich sei im Zeitraum von 2010 bis 2012 die Struktur innerhalb der Pfleiderer AG etwas umgebaut worden vor dem Hintergrund, dass das Nordamerika-Geschäft langfristig nicht dabei bleibt. Daher sei es „an der Zeit gewesen“, darüber nachzudenken, „die jeweiligen Verpflichtungen, die im Konzern sowohl operativer wie auch finanzieller Art gegenseitig bestanden“ hätten, „zu entflechten“. So sei die Pfleiderer Holzwerkstoff GmbH komplett eigenständig für sich aufgestellt worden. Damit sei dieses BC Westeuropa zwar weiter zu 100% Tochter der Pfleiderer AG, aber „ohne jegliche operative oder Kapitalverflechtung zur AG hin“: „Wir sind also eigenständig durchfinanziert und haben unsere eigenständigen Kreditlinien“, so Wolff.

Das BC West umfasse derzeit rund 2.000 Mitarbeiter, dies sei auch die Größenordnung für die Zukunft. Darunter seien auch rund 120 Auszubildende, wobei derzeit darüber sogar nachgedacht werde, die Ausbildungs-Quote noch zu erhöhen.

Der Umsatz des BC Westeuropa seien 2011 mit 689 Mio. Euro gegenüber 692 Mio. Euro im Vorjahr trotz der Werksschließungen nahezu konstant gehalten worden, obwohl die Planungen einen Rückgang auf 660 Mio. Euro vorgesehen hätten. Durch die Kapazitätsanpassung hätten bei den Kunden zum Teil zugleich auch erfolgreich Preiserhöhungen durchgesetzt werden können.

„Was 2011 ebenfalls gelungen ist, ist, dass wir den dekorativen Anteil weiter ausgebaut haben und den Anteil der Rohplatten-Verkäufe, den haben wir gesenkt. Das heißt, wir sind heute noch stärker ,Value-added’ aufgestellt, eine unserer Hauptzielgruppen im Markt ist ja die Möbelindustrie, ganz vorne dran Küche, Office und Bad“, erläuterte Wolff.

Zugleich sei 2011 die EBITDA-Marke im BC West signifikant verbessert und damit der Turnaround geschafft worden: „Ertragsreiche Pfleiderer-Holzwerkstoffe in Deutschland“. So sei das operative EBITDA um 18,3 Mio. Euro – einer Steigerung um 33% – von 8% auf 10,7% gewachsen. Nach Restrukturierungskosten sei das EBITDA sogar um 41,4 Mio. bzw. 187% besser geworden von 3,2% auf 9,2%.

„Das gibt uns jetzt auch die finanzielle Kraft, aus dem eigenen Cashflow heraus – das möchte ich betonen – in die deutschen Werke zu investieren“, zeigte sich Wolff zufrieden. Das seien innerhalb von drei Jahren rund 110 Mio. Euro: 2011 seien es 24,5 Mio. gewesen, 2012 sollen es über 40 Mio. und 2013 sogar über 50 Mio. werden.

So werde in Gütersloh in die Erneuerung eines Trockners und ein neues Transportsystem investiert, in Neumarkt soll das Werk II komplett erneuert werden u.a. durch die Anschaffung einer neuen Conti-Presse. Baubeginn soll im frühen Sommer sein.

In Arnsberg werde in den Bereich der Elementefertigung mit einer neuen Presse investiert, ebenso in neue Laserkantenfertigung. In Leutkirch würden alleine in diesem Jahr über 20 Mio. in die Werks-Runderneuerung gesteckt, in Baruth sei die Optimierung bereits abgeschlossen.

Insgesamt sei das BC West gut ins neue Jahr gestartet, wie Wolff aufgrund der Eckwerte Januar und Februar mit einem leichten Umsatzplus um 2% auf 115,8 Mio. Euro ausführte. Das EBITDA nach Restrukturierung sei um 37% gewachsen. Das EBIT habe sich um 61% auf eine Marge von 7,1 verbessert. „Da sieht doch ganz gut aus – ich erwarte für 2012 ein stabiles Marktunfeld, insbesondere der deutsche Markt wird weiter Spaß machen. Daher denke ich dass sich dieses Jahr so weiterentwickeln wird“, so seinen Prognose.

Wie gestern von MÖBELMARKT online berichtet, rechnet der Pfleiderer-Vorstand bis Ende nächster Woche mit einer Schlüsselentscheidung am OLG Frankfurt. Obwohl sich Sanierer Hans-Joachim Ziems vor Medienvertretern „fest überzeugt“ gab, dort die Freigabe für die Entschuldung der Hybridanleihe (rund 320 Mio. Euro) zu bekommen und danach auch den zweiten Prozess vor dem LG Nürnberg-Fürth erfolgreich beenden zu können, hatte er zugleich allerdings auch betont, dass im Falle einer gerichtlichen Niederlage quasi als „Plan B“ ein „Micky-Maus“-Insolvenzantrag nur für die Pfleiderer AG „und keine andere Gesellschaft“ unumgänglich sein werde. Davon seien jedoch nur elf Mitarbeiter einschließlich des Vorstandsstabes betroffen.

Die Tochterunternehmen in Ost- und Westeuropa agierten völlig separat und brauchten kein Geld von der AG, während die Holding nur noch eine reine Beteiligungsgesellschaft sei. Ein solcher Insolvenzantrag sei daher dann zugleich „die beste Lösung“ und die Entschuldung der AG könne dann im Rahmen eines Planverfahrens mit ihm als Verwalter auf diesem Wege bis Ende Juni durchgezogen werden.






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