REPORT: Dekoroberflächen unter der Lupe

Decor Surface Conference 2009






Einen umfassenden Überblick über Marktveränderungen und Innovationen bot die diesjährige Decor Surface Conference, die Anfang April in Barcelona stattfand. Während der drei Veranstaltungstage bekamen die Teilnehmer das geballte Wissen von 30 internationalen Experten über die jüngsten Entwicklungen bei dekorativen Oberflächen vermittelt.
Veranstaltungssort der 2. „Decor Surface Conference“ war das Eurostars Grand Marina Hotel im Hafen der spanischen Metropole. Nach dem erfolgreichen Debüt der Veranstaltung 2007 in Rotterdam, hatte Dr. Kurt Fischer von TCM (Technical Conference Management) für die beiden Konferenztage sowie für den Workshop am dritten Tag mehr als 30 internationale Referenten verpflichten können, die ein topaktuelles Abbild der derzeitigen und künftigen Entwicklungen im Oberflächensegment boten.
Im Vergleich zur vorausgegangenen Konferenz zählte die Veranstaltung diesmal weniger Teilnehmer. Veranstalter Fischer führte dies auf die gegenüber 2007 abgeschwächte Konjunktur und entsprechende Kürzungen bei den Reisebudgets der Firmen zurück. Der österreichische Veranstalter organisiert seit über 10 Jahren Fachkonferenzen für die Holzwerkstoff-Industrie. Anfang Dezember diesen Jahres richtet er die 2. „Pan American Laminates Conference“ aus, für die Fischer die Cayman-Islands als Veranstaltungsort auswählte.
Workshop zur Strahlenhärtung
Nach Barcelona waren über 120 Interessenten angereist, rund 80 von ihnen nahmen zusätzlich am Workshop des letzten Veranstaltungstages teil. Dieser hatte „Strahlengehärtete Coatings für Dekoroberflächen“ zum Thema und bot den Teilnehmern einen Einblick in den aktuellen Stand der Technik dieser zukunftsweisenden Technologie (Bericht in mt 04/09).


Auch eine Premiere fand auf der Dekorkonferenz statt: Unter dem Titel „Laminates and Decorative Surfaces“ stellte Dr. Leonid Barash sein Kompendium der Laminatindustrie in englischer Übersetzung vor, das bislang nur in der russischen Orginalversion verfügbar war.
Die Konferenzteilnehmer kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Einrichtungsbranche. Neben Dekordruckern interessierten sich Vertreter von Holzwerkstoff-Unternehmen, Maschinenfabriken sowie Zulieferunternehmen für die breite Themenpalette. So kamen in Barcelona auch Vertreter von Spezialpapierfabriken, aus der Leim- und Lackindustrie sowie Anbieter von Gravurwalzen zusammen und komplettierten die Prozesskette.
Neben Basiswissen wie z.B. über Finishfolien, das Ralf Georg Gäbisch (Süddekor) den Teilnehmern vermittelte, standen Trendthemen, wie z. B. der Digitaldruck im Fokus der Konferenz. Gerade im Vorfeld der nahenden Ligna zeichnete dies die Aktualität und Bedeutung der Veranstaltung aus, weil Referenten aus der Maschinenindustrie in Barcelona erste Einblicke in die geplanten Messe-Neuvorstellungen boten.  Aber auch über Innovationen auf dem Oberflächenmarkt, die auf der interzum in Köln ihr Debüt geben werden, wurden die Konferenzteilnehmer informiert.
Facettenreich
Auf der Konferenz wurden alle Facetten der Gestaltung und Produktion von Oberflächen genau unter die Lupe genommen. Neben Designaspekten wurden Verfahren vorgestellt, mit denen die Qualität der dekorativen Oberflächen noch besser den natürlichen Vorbildern angepasst werden können. Wirtschaftliche Aspekte blieben dabei nicht außen vor. Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Flaute und massiver Rationalisierungsmaßnahmen wollten sich zahlreiche Teilnehmer auch über neue, günstigere Produktionsverfahren informieren. Mehrere Vorträge befassten sich mit neuen Lösungen zur günstigeren, aber dennoch qualitativ gleichwertigen Gestaltung von Oberflächen. Beispielsweise stellte Theodor Hippold (Jowat) den Beitrag der Schmelzklebstoffe bei der Herstellung trendiger Hochglanz-Oberflächen, die im Küchen und neuerdings auch im Wohnbereich zunehmend Einzug halten, heraus. Das Verkleben von hochglänzenden Dekorfolien mit PUR-Hotmelt-Klebern sieht Hippold als wirtschaftliche, schnelle und umweltfreundliche Alternative zum aufwändigen und teuren Lackierverfahren. Und das nicht nur im Inneneinrichtungssegment.
Wirtschaftliche Aspekte
Kostenvorteile sollen auch neuartige Druckfarben auf Acrylbasis bringen, die speziell für das Bedrucken von vorimprägnierten Finishfolien entwickelt wurden und dort in Verbindung mit dem Finishlack einen Oberflächenfilm erzeugen. Gegenüber den bisher eingesetzten pigmentierten Druckfarben böten sich zudem wirtschaftliche Vorteile, wie z. B. Einsparungen beim Lackauftrag bei gleichzeitigem Erhalt der chemischen und physikalischen Eigenschaften. Wie Anna Llanos (Tabercolor) informierte, könnten bei gleicher Auftragsmenge auf vorimprägniertem Papier bessere technische Werte und Eigenschaften erzielt werden als mit herkömmlichen Pigmentfarben, die in Hinblick auf eine spätere Imprägnierung formuliert wurden. Für Drucker bedeutet es aber auch, mit zwei verschiedenen Druckfarben zu arbeiten, da Druckfarben auf Acrylbasis schlechtere Reinigungsmöglichkeiten bieten.
Glasfaser-Beschichtungen
Eine weitere kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Verfahren stellte Andreas Kandelbauer (Kompetenzzentrum Holz) vor. Er berichtete über Untersuchungen zum Einsatz von mit Harnstoff modifiziertem Melamin-Formaldehyd-Harz (MUF) als Alternative zur teueren Imprägnierung mit Melamin-Formaldehyd-Harz (MF). Neben einer langsameren Trocknung ergaben sich in den Tests Nachteile bei hochglänzenden Oberflächen. Auch die Verarbeitung auf Kurztakt-Pressen brachte einige Probleme mit sich. In bestimmten Bereichen wie z. B. bei matten Oberflächen hielt der Referent den Einsatz dennoch für wirtschaftlich sinnvoll, da ähnliche Werte erzielt wurden. Denkbare Weiterentwicklungen könnten die Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten von MUF-Tränkharzen verbessern und den Anwendern Kosteneinsparungen bringen.
Auch Klaus Gleich (Johns Manville) wartete mit einer kostengünstigen Beschichtungslösung auf, die kaschiert oder über Kurztaktpressen aufgebracht werden kann. Die Melamin getränkten Glasfaservliese „StabilStrand“ sollen nicht nur eine Alternative zu Kernpapier bei der Schichtstoffproduktion darstellen, sondern auch eine geeignete Basis für den Direkt- und Inkjetdruck sein. Verschiedene Prozessschritte würden entfallen, was Direktdruckanlagen kürzer und schneller machen würde. Außerdem könnten problemlos synchrone, haptische Strukturen erzeugt werden. Neben höherer Schlagfestigkeit könnte „StabilStrand“ mit weiteren Features wie Wasserfestigkeit, Flammschutz sowie antistatischen Eigenschaften ausgestattet werden und damit Spanplatten wertiger machen. Die neue Beanspruchungsklasse 34 bei Laminatfußböden werde ebenfalls erreicht. Neu sei die Möglichkeit, das Produkt inline zusammen mit der Dekorfolie auf Doppelbandpressen herzustellen.
Blick über den Tellerrand
Den Vertretern aus dem Dekortiefdruck ermöglichte die Konferenz den Blick über den Tellerrand hinaus. Neue Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Pulverbeschichtung von Holzwerkstoffen sowie beim Direkt- und Digitaldruck fanden großes Interesse.Thomas W. Schmidt (Tiger) berichtete über die verbesserte Prozesssicherheit bei der Pulverbeschichtung, das „InnoNet“-Projekt zur 2D-High-Speed-Pulverbeschichtung sowie Einsatzmöglichkeiten bei Digitaldruck. Da Pulverlacke zudem VOC-konform seien, rechnet Schmidt mit einem raschen Wachstum der Pulverbeschichtung bei Holzwerkstoffen.
Last, not least steuerten auch Vertreter von Universitäten und Hochschulen ihre Erkenntnisse aus jüngsten Forschungsprojekten bei.
Flaute hält an
Wenig Hoffnungen auf eine rasche Markterholung machte George Goroyias vom internationalen Marktforschungsinstituts Pöyry Forest Industry Consulting. Das Marktforschungsinstitut hat verschiedene Szenarien zur Marktentwicklung und entsprechende Prognosen für die Oberflächenbranche erstellt. Dabei ging das Institut von einer möglichst baldigen bzw. eher späteren Erholung der Weltwirtschaft aus. Der Referent gab den Zuhörern zu verstehen, dass in diesem und nächsten Jahr die Rezession in Europa und Nordamerika ihren Höhepunkt erreichen werde und frühestens 2010 in Osteuropa sowie 2012 in Westeuropa wieder das Marktvolumen des Jahres 2007 erreicht werde. Für das laufende Jahr prognostierte der Referent der Branche ein Minus zwischen 5 bis 8 Prozent. Erst 2010 könnte sich das Ergebnis auf 0 bis 3 Prozent verbessern, um dann in den beiden Folgejahren – je nach gesamtwirtschaftlicher Entwicklung - auf 7 bis 8 bzw. 9 bis 11 Prozent anzusteigen.
In Nordamerika rechnet das Institut erst für die Zeit nach 2012 mit einer Rückkehr zum Marktvolumen des Jahres 2007. Aufgrund kontinuierlichem Wachstums in China und z. T. in Osteuropa werde jedoch die Nachfrage bei papierbasierten Oberflächen bis 2012 ein jährliches durchschnittliches Wachstum von 1,9 Prozent erfahren. Dieses könnte sich bei einer schnelleren Markterholung auch auf 2,6 Prozent belaufen, so der Referent.
Thermofolien unter Druck
Während Goroyias sich mit dem papierbasierten Oberflächenmarkt beschäftigt hatte, informierte Dr. Stephan Schunck (Bausch-Linnemann) die Zuhörer über die Lage auf dem thermoplastischen Folienmarkt. Hier zeigte der Referent die großen Umstrukturierungen der letzten Jahre auf und stellte diese den Marktvolumen gegenüber. Schunck informierte über zahlreiche Neuanbieter aus Asien, die bereits einen Marktanteil von rund einem Drittel erzielen konnten.
In Europa habe die Renolit-Gruppe durch Aufkäufe inzwischen einen Marktanteil von 35 Prozent erreichen können. Nach seinen Aussagen machen Kunststofffolien etwa 5 Prozent aller Möbeloberflächen aus, im Jahr 2007 waren dies 1,6 Mio, Tonnen, wobei der größte Anwendungsbereich die Küche mit 60 Prozent Anteil sei. Laut Schunck stehe der Markt unter starkem Preisdruck, da 3D-Folien durch Lack und 2D-Folien sowie durch preiswerte hochglänzende Papierprodukte Konkurrenz bekämen. Außerdem stelle sein Unternehmen einen deutlichen Trend zu unifarbenen Thermoplastfolien fest, der bereits 70 Prozent aller Verkäufe ausmache.
Näher ans Vorbild
Über interessante Aspekte zur natürlichen Gestaltung von dekorativen Oberflächen wußte Jens Becker (Cruse) zu berichten. Das mittelständische Unternehmen gilt seit einigen Jahren als Marktführer bei der Herstellung von großformatigen Vorlagen und realistischen Abbildung von Oberflächenstrukturen, wie sie zunehmend im Oberflächenmarkt und insbesondere bei der Abbildung von natürlichen Vorlagen gewünscht sind. Durch spezielle Kameratechniken und Einstellungsmöglichkeiten könnten die Cruse-Scanner dreidimensionale Effekte besser herausarbeiten. Zugleich informierte Becker die Konferenzteilnehmer über eine Innovation, bei der Scanner die Struktur der Vorlage berechne und direkt dem Walzengraveur zur Verfügung stellen könne. Das lasergestützte Gravurverfahren könne auf diese Weise vermieden werden, was die Herstellung von dekorativen Oberflächen schneller mache.
Über einen zunehmenden Trend bei Laminatoberflächen Optik und Haptik zu vereinen, berichtete Andrea Balordi (Sesa Press Plates). Gerade in letzter Zeit seien die Vielfalt und technischen Möglichkeiten rasant gewachsen. Zusätzlich zum Fußbodensegment würden haptische Strukturen nun auch im Küchen- und Badmarkt Einzug halten. Möglicherweise ziehe schon bald die LPL-Industrie nach, meinte Balordi. Die Holzwerkstoff-Unternehmen würden von den Pressblechherstellern zunehmend kreative Leistung abfordern, um individuelle und exklusive Texturen zu entwickeln und sich damit differenzieren zu können.
Stadt wird zur Welt
Mit aktuellen und künftigen Trends beschäftigte sich Enric Canet, Leiter der Dekorentwicklung beim spanischen Dekordrucker Lamigraf. Er zeigte die trendbestimmenden Einflüsse heutiger Weltmetropolen und die Wirkung auf die Mode und den Einrichtungsmarkt auf. 2008 lebten – so Canet - bereits 50 Prozent der Menschen in Städten, 2050 sollen es 75 Prozent sein. Die Stadt werde dadurch zum Marktplatz und damit zur Welt. Dadurch würden Trends geboren, die auch immer globaler werden, weil die Menschen in den Städten ähnliche Bedürfnisse und Erwartungen hätten.
Eine neue Möglichkeit zur preisgünstigen und rationellen Herstellung von porensynchronen Oberflächen-Strukturen stellten Paolo Giorgio Gioacchini und Angel Delgado (Lamigraf) vor. Nachdem der spanische Dekordrucker vor zwei Jahren sein „Synchrowood“-Konzept für Laminatböden vorgestellt hatte, will Lamigraf nun in der Möbelindustrie punkten. Mit nur einem Pressblech können Holzwerkstoff-Hersteller künftig porensynchrone Oberflächenstrukturen (EIB) auf verschiedenen Hölzern erzielen. Diese fast 100%ige EIB-Technologie bietet aufgrund der hohen Preise für Pressbleche einen deutlichen Kostenvorteil für diejenigen Unternehmen, die sich mit ihren Produkten qualitativ absetzen wollen.
Individueller mit Digitaldruck
Der Digitaldruck spielte auf der diesjährigen Oberflächenkonferenz eine herausragende Rolle. Gleich mehrere Vorträge beschäftigten sich mit dieser Thematik und den neuesten Entwicklungen. Die Vortragenden gaben klar zu verstehen, dass Digitaldruck auf der kommenden Ligna Messethema sein wird.


Tobias Schreck (Bürkle) bot nicht nur einen Vergleich der Vor- und Nachteile derzeit am Markt vorhandener Systeme und Techniken, sondern informierte auch über neue Multipass-Inkjetdrucker, die das Unternehmen auf der Ligna vorstellen wird. Diese seien für Einsteiger und Kleinstserien besser geeignet als die derzeit installierten Großanlagen mit Single-Pass-Technik und böten zudem eine wesentlich höhere Auflösungsqualität.
Erste Informationen über eine neuartige Digitaldruckanlage gab Andreas Lentner (Hymmen). Das Unternehmen wird in Hannover eine modular aufgebaute Anlage für den industriellen Einsatz vorstellen, die sich durch zahlreiche Features von bestehenden Anlagen abhebt. So können verschiedene Vorlagen – sei es Holzwerkstoffe oder Papier – digital in hoher Auflösung bedruckt werden. Lentner hob in seinem Vortrag die kostengünstige Herstellung von kleinen Losgrößen und die photorealistische Abbildung durch neuartige Druckköpfe mit spezieller Grausskalierung hervor. Bei einer Druckkopfauflösung von 360 dpi würde visuell ein Auflösung von über 1000 dpi entstehen. Das Unternehmen sieht die Digitaldrucktechnologie als eine Ergänzung bestehender Dekortiefdruck- und Direktdruckanlagen, die bei großen Volumina weiterhin im Vorteil wären.
Industrielle Erfahrungen
Über industrielle Erfahrungen mit Digitallaminatfußböden berichtete Luca Onesti (Bipan). Unter der Bezeichnung „Nextfloor“ vermarktet das Unternehmen digital bedruckte Fußböden in unzähligen, individuellen Designs. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren zusammen mit Kodak eine spezielle Anlage für die Anforderungen der Laminatbodenindustrie mit einer Breite von 220 mm entwickelt. Dabei wurde einer Continuous-Inkjet-Lösung der Vorzug gegeben, da diese eine hohe Geschwindigkeit von rund 100 Metern pro Minute ermögliche. Kostenvorteile ergäben sich auch durch den Einsatz wasserbasierter Farbstoff-Tinten. Diese seien laut Luca Onesti rund zehn Mal billiger als UV-Tinten. Hohe Abriebklassen bis zur neuen Klasse AC 6 seien kundenindividuell mit dem Kleiberit Hotcoating Verfahren zu erreichen. Wie Onesti weiter informierte, entwickle das Unternehmen eine breitere Anlage, die es einmal möglich machen soll, Spanplatten bis zu einer Breite von 900 mm digital zu bedrucken.
Friedrich Struve
(Kleiberit) informierte in seinem Vortrag nicht nur über die Oberflächenqualität des Kleiberit-HotCoatingVerfahrens, sondern stellte das Verfahren auch als Alternative zum Primer für für das direkte Bedrucken mit Inkjet von Paneelen und Platten vor.
„Coole“ Thermofolien
Marc Pattermann (Hornschuch) informierte über den steigenden Einsatz von thermoplastischen Dekorfolien im Außeneinsatz. Für Außenverkleidungen, Türen und Fenster von Gebäuden seien in den vergangenen Jahren witterungsbeständige, dekorative Folien entwickelt worden, die den Gebäuden neues Design und zusätzliche Funktionen verleihen. Wie bereits in PKWs im Einsatz wurden hitze- und schmutzabweisende Produkte entwickelt, die in verschiedenen Klimazonen der Erde ihre große Widerstandsfähigkeit bereits bewiesen hätten. Sie stellten daher eine interessante Alternative zu etablierten Materialien insbesondere im Renovierungmarkt dar, die über weit geringere dekorative Fähigkeiten verfügten.
Fehler vermeiden
Fehlererkennungssysteme sieht Prof. Robert Massen (Baumer) als eine  wirtschaftliche Lösung bei dem komplexen Prozess der Herstellung hochwertiger dekorativer Oberflächen. Moderne Systeme seien heute in der Lage, durch verschiedene Kamerasysteme schnell und verlässlich die verschiedensten Fehler zu erkennen. Außerdem seien die Systeme selbstlernend, was die Systeme universell einsetzbar mache. Durch den modularen Aufbau der Systeme könnten jedem Anwender maßgeschneiderte Lösungen an die Hand gegeben werden. Die Systeme böten dem Anwender bereits Informationen aus dem Produktionsprozess, so dass dieser unmittelbar eingreifen und nicht erst bei der Endkontrolle reagieren könne. Bei einem Massivholzproduzenten sei eine Anlage im Einsatz, die nicht nur Fehler in der Platte erkenne, sondern auch einen automatisierten Ausbesserungsprozess auslöse.
Glitzereffekte
Andrew Butterworth (Ciba) sieht bei dekorativen Oberflächen einen weiteren Trend hin zu Metallic-Effekten, deren visuellen Anreize und Anwendungseigenschaften weiter verbessert würden. Neuentwicklungen unter den Metalleffektpigmenten wie z. B. die sog. Vakuum-metallisierten Pigmente (VPM) würden aufgrund ihres aufwändigen Herstellungsprozesses den Lackoberflächen eine höhere spiegelartige Brillanz verleihen. Für Wasserlacke habe das Unternehmen eine spezielle Produktrange entwickelt, die ähnliche Effekte und Eigenschaften wie die Flocken für Lösemittel-Systeme aufweisen.
Forschungsprojekte
Lösemittelarme Acryl-Nano-Composits im Außeneinsatz standen im Fokus einer Forschungsarbeit des IHD Dresden mit dem Leibniz Institut für Oberflächenmodifizierung. In seinem Vortrag zeigte Mario Beyer auf, dass die besten Ergebnisse bei der UV-Beständigkeit erzielt wurden, wenn das Holz zuvor mit einer wasserbasierten Holzimprägnierung mit Lignin-Additiven versehen wurde. Bei WPC-Material sei eine vorherige flammhemmende Ausrüstung von Vorteil gewesen.
Aufgrund der VOC-Richtlinie sieht Martin Rhême (Bern University of Applied Sciences) interessante Wachstumschancen für die Pulverbeschichtung von Holzwerkstoffen. Hiermit könnten schnell und wirtschaftlich hochwertige Oberflächeneigenschaften erzielt werden. Aufgrund großer Anlaufschwierigkeiten hätten sich im deutschsprachigen Raum bislang allerdings nur zehn Unternehmen an die Pulverbeschichtung gewagt, stellte der Referent fest. Ziel einer aktuellen Forschungsarbeit sei es daher gewesen, verlässliche Parameter für den Produktionsprozess zu ermitteln, insbesondere wenn herkömmliche MDF-Platten und keine Spezialplatten verwendet werden. Das Gelingen einer Pulverbeschichtung hänge laut den Untersuchungen von der richtigen Kombination von MDF-Platten und Pulver ab. Die Studien hätten zudem gezeigt, dass es auf die richtige Kombination von Erwärmung und Restfeuchte aufgrund der unterschiedlichen Leitfähigkeiten der MDF-Platten ankomme.
Richard Barth






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