REPORT: Digitaldruck als Chance

Michael Wolff






Auf der zurückliegenden Interzum hat Pfleiderer mit digitalem Dekordruck auf sich aufmerksam gemacht. Im Gespräch mit material+technik möbel verriet ­Michael Wolff, Vorsitzender der Geschäftsführung des Business Centers Westeuropa, warum an der modernen Technologie kein Weg vorbeiführt.
„Im Dekorbereich gibt es zwei Entwicklungen,“ erklärt Michael Wolff, Vorsitzender der Geschäftsführung des Business Centers Westeuropa der Pfleiderer AG. „Auf der einen Seite zeichnen sich Megatrends wie beispielsweise Weiß oder Hochglanz ab, die auf lange Sicht Bestand haben. Auf der anderen Seite gibt es die Anforderungen an individualisierte Lösungen, die noch schneller und noch flexibler umgesetzt werden können.“
An genau dieser Stelle sieht der Vorstandsvorsitzende den Ansatzpunkt für die Digitaldrucktechnologie. Bis 2004 hat Pfleiderer noch jedes Jahr rund 70 bis 100 neue Dekore an den Start gebracht. ­Intensive Gespräche mit Möbelherstellern und Handel ergaben, dass der Markt mit derart kurzen Innovationszyklen häufig überfordert und entsprechend nicht aufnahmebereit war. Um den Markt zu beruhigen, entschied man sich bei der Industriekollektion für eine Laufzeit von zwei Jahren, die Handelskollektion wird alle vier Jahre erneuert. Mit der Übernahme von Decopa (Leutkirch), die heute unter dem Kürzel PA&S (Pfleiderer Accessoires & Services) firmiert, kam die Digitaldrucktechnologie. Decopa hatte das Verfahren bereits im Kantenbereich eingesetzt.
Schnelligkeit und Flexibilität

„Der Digitaldruck bietet uns eine wirtschaftliche Möglichkeit, auf kurzfristige Strömungen und Trends flexibel und schnell zu reagieren,“ so Wolff. Neben dem Aspekt der Kurzfristigkeit bringt die Technologie vor allem aber Planungssicherheit, wenn man berücksichtigt, dass die Mindestabnahmemenge eines Tiefdruck-Dekorpapiers eine Tonne, also rund 1.300 Bögen, beträgt.
Wolff erläutert dies an einem Beispiel: Alleine im Business Center Westeuropa hat Pfleiderer rund 1.500 verschiedene Dekore auf Lager. Etwa 80 Prozent davon sind Produkte der Kategorie C, also „Langsamdreher“, von denen jeweils rund eine Tonne auf Lager liegt. Die Kosten im Falle einer Sortimentsbereinigung, im Zuge derer ein Großteil der Papierrollen vernichtet werden, sind immens. „Mit dem Digitaldruck sind wir in der Lage, dieses finanzielle Risiko zu minimieren,“ so Wolff.
Digitaldruck vs. Tiefdruck

Weil es Pfleiderer beim digitalen Dekordruck nicht bloß um die Bemusterung geht, sondern um verarbeitungsfertige Dekorpapiere, galt es einige Hürden zu nehmen, wie etwa eine lückenlose Überführung des digital gedruckten in ein Tiefdruck-Dekor. Gemeinsam mit dem Dekorspezialisten Schatt­decor ist dies gelungen.
Wolff: „Wenn sich ein Dekor zum absoluten Renner entwickelt und schließlich größere Mengen benötigt werden, kann es übergangslos im Tiefdruck produziert werden.“
Ein weiteres wichtiges Kriterium für den Digitaldruck ist, dass die Papiere in einer Breite von 2,1 m bedruckt werden und für die HPL-Herstellung sowie für die Direktbeschichtung geeignet sind. „HPL ist bereits machbar, DBS kommt demnächst. Damit haben wir uns einen deutlichen Marktvorteil erarbeitet, den es zu halten gilt“, freut sich der Vorstandsvorsitzende. In seinen Augen führt an der neuen Technologie kein Weg vorbei.

Nils-Christopher Görder



Digital printing as a new opportunity

In an extensive discussion with material+technik möbel, Michael Wolff, Chairman of the Management Board of the Business Center Western Europe of Pfleiderer AG, explained why there is no substitute for digital decor printing. In his opinion, digital printing offers an economic possibility of reacting quickly and flexibly to short-term influences and trends; but above all ensures reliability of planning, when we take into account that the minimum order quantity for a low-pressure decor paper is one  metric tonne. Jointly with the decor specialist Schattdecor, the company has been successful in devising a smooth transition of digitally printed designs into a gravure printed decor. A further important criterium was, that the papers are printed in a width of 210 cm, and are suitable for NPL manufacture as well as for LPL (direct lamination).






Zurück