VdDP: Polstermöbel-Vorstand tagte bei Fritz Becker

Designstarke Formholzteile bilden das Herzstück der Produktion bei der Fritz Becker KG, wie sich die Polstermöbel-Vorstände und Gäste Leo Lübke, Heiko Langer, Dr. Olaf Plümer, Dr. Lucas Heumann, Gero Frommholz, Christian Langwald und Paul Rom (v.r.n.l.) v






„Wir sind eine Firma, die nur ‚krumme Sachen‘ macht.“ Mit diesem launigen Statement zum Haupterzeugnis „Formholz“ begrüßte Dr. Ralf Becker, Geschäftsführer der Fritz Becker KG im ostwestfälischen Brakel, die angereisten Vorstände des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie (VdDP e.V.), Herford, anlässlich ihrer Herbstsitzung. Als Teil der „Holzwertstoffindustrie“ verstehe sich das gastgebende, 1936 gegründete Haus als designbestimmtes Beratungs- und Entwicklungsunternehmen, so Becker.
Mit seinem Produktportfolio aus hochkomplexen Formholzteilen für Automobilbau bis Möbelindustrie scheint der 300-Mitarbeiter-Betrieb für den Wettbewerb nahezu unangreifbar. Stark in Beratung, ganz vorn in Entwicklung, innovationsgetrieben und mit einem einzigartig hohen Wertschöpfungsanteil werden Vor-Erzeugnisse auch für die Sitz- und Polstermöbelindustrie produziert. Rund 30 Mio. Euro Umsatz werden in Brakel erwirtschaftet, hinzukommen Erträge aus einem rumänischen Zweigwerk und von einem US-amerikanischen Lizenznehmer.
Von Formholz zu ‚Frommholz‘ ist es nur ein kleiner Schritt: Damit übernahm nach beeindruckender Unternehmensvorstellung und Betriebsrundgang durch den Firmenchef nun Dirk-Walter Frommholz als Vorsitzender des VdDP e.V. die Führung und hieß die Vorstände des Industrieverbandes zur Herbstsitzung persönlich willkommen.
Eröffnet wurde die Tagung mit einem Vortrag von Ulrike Rohde, Geschäftsführerin des „Küchenwohntrends“-Messeveranstalters Trendfairs GmbH aus München. Ulrike Rohde berichtete von den Planungen der im März 2016 öffnenden Premium-Messe für Küche und Wohnen und über die dort geplanten Sonderflächen „Lebensraum“. Der auf einen Tag begrenzte Eintritt ‚finanzstarker wohnaffiner Endkunden‘ sorgte für Diskussion.
Nach dem Geschäftsbericht von Hauptgeschäftsführer Dr. Lucas Heumann lässt sich die Lage der deutschen Polstermöbelindustrie für 2015 bisher als zufriedenstellend beschreiben, insbesondere die Umsätze ins Ausland punkten. Völlig unbefriedigend hingegen die negative Außenhandelsbilanz Polster: Denn ungeachtet verbesserter Exporte wächst der Importdruck überproportional. So dominieren Polen und China zusammen allein 60% der Einfuhren. Etwas überraschend Italien – der frühere ‚Platzhirsch‘ bei Polstermöbelimporten – verliere zunehmend an Form (Import-Rückgang -14%). Im Ergebnis zwinge diese anhaltend unglückliche Situation zu einem immer stringenteren Kostenmanagement in den deutschen Unternehmen.
Zu einem ganz anderen Thema, der Einführung einer ID-Card für Möbel aus deutscher Produktion, gab der Verbandsvorstand nach sehr kurzem Austausch ein überdeutliches Votum: „Nein, so etwas ist nicht gewollt, es ist treibt die nichtproduktiven Aufwände weiter nach oben – und dies ohne absehbaren Nutzen. Fazit: Eine Möbel-ID-Card wird von der Polstermöbelindustrie abgelehnt.“
Dr. Olaf Plümer stellte den Sachstand zur neuen Lederklasse „Anilinleder veredelt“ den Tagungsteilnehmern vor. Diese Klassifizierungsform spiegelt die deutliche Mehrheit der aktuell eingesetzten Leder wider. Die neue Klasse ordnet sich ein zwischen reinem bzw. naturbelassenem Anilinleder und Semianilinleder, es ist vollnarbig, mit nur recht leichtem Lack- bzw. Pigmentauftrag, die Pore bleibt also sichtbar und eine Prägnierung möglich. Dem mit dem Lederverband VDL entwickelten Klassifizierungsvorschlag gab der VdDP-Vorstand final „grünes Licht“.
Mit bewegenden Worte verabschiedete sich der langjährige Branchenakteur Horst G. Waldow: die Schulenburg Polstermöbel Manufactur GmbH in Bardowick bei Lüneburg schließt nach 80 Jahren Betriebsdauer für immer ihre Tore.






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