Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI): Gute Rahmenbedingungen und Innovationskraft nicht aufs Spiel setzen






Der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) hatte im Vorfeld der Interzum (Köln) am 4. Mai gemeinsam mit dem IHD Dresden und dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI zum 5. Innovationsworkshop Holzwerkstoffe 2015 nach Köln geladen und gewährte dort rund 150 Fachbesuchern Blicke auf die Geschäftsaussichten und die Innovationskraft der Branche.
Die einführenden Vorträge zeigten mit „Möbelfertigung heute und morgen“ und „Bio-inspirierte Materialien“ laut VHI revolutionäre Zukunftsentwicklungen im Kaufverhalten, im Zulieferer-Verständnis, in der Produktion und speziell bei den Möglichkeiten, Holz und Holzwerkstoffe noch funktionsgerechter im Möbelbau einzusetzen, auf. Der Vortragsblock „Werkstofftrends“ stellte u. a. eine Schall absorbierende, schwer entflammbare Spanplatte vor. Gegenüber Strohspanplatten und Faserstoffen aus Biogärreststoffen blieben jedoch zwei Drittel der Workshop-Besucher skeptisch.
Bei „Verfahrensoptimierung“ ging es zunächst um Formaldehyd. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer erwartete, dass 2025 der Einsatz von formaldehydhaltigen Klebstoffen verboten sein werde und die bisherigen Klebstoffsysteme formaldehydfreien gewichen seien.
Danach wurden die guten Marktchancen von leichten Möbelplatten thematisiert, während diese für das Holzschweißen und das 3D-Drucken von Möbeln individuell durch den Kunden tendenziell herabgestuft wurden.
Beim Schwerpunkt „Oberfläche“ ging es um funktionelle Laminate sowie Innovationen in der Beschichtungstechnologie wie Drucken, Plasmabeschichtung oder Strahlenhärtung, was zu immer kürzeren Prozesszeiten führen werde.
Hubertus Flötotto von Sauerländer Spanplatten, Vorsitzender des VHI, charakterisierte die Rahmenbedingungen für die im Verband organisierten Werke als insgesamt recht erfreulich. Ihr Gesamtumsatz habe in jedem der zwölf Monate des Jahres 2014 über dem Vorjahreswert gelegen und am Ende 4,72 Mrd. Euro erreicht – ein Plus im 8% (Inland +6%/Ausland +12,4%). Im Januar und Februar 2015 seien 785 Mio. Euro umgesetzt worden, 0,5% weniger, als im Vorjahreszeitraum. Zu dem fast ausgeglichenen Ergebnis hätten die Auslandsumsätze mit einem Plus von 5,5% beigetragen.
Überwiegend erfreulich stellten sich auch die einzelnen Produktionsergebnisse des Jahres 2014 im Vergleich zu 2013 dar. Die Spanplatten konnten ihre Position halten, verschoben sich aber im beschichteten Angebot zu Lasten von HPL zu Papieren. OSB bekam mit einem Minus von 8,8% den Importdruck aus östlichen Nachbarländern zu spüren. MDF-Möbelplatten entwickelten sich vor allem roh positiv, genauso wie HDF für Türen und Möbel. Laminatböden gingen in einem gesättigten Markt mengenmäßig um 6,5% zurück, wobei der VHI diese Angabe des Statistischen Bundesamtes für seine Mitglieder nur bedingt bestätigen könne. Furnierplatten aus Laubholz und WPC schlossen 2014 mit moderaten Zuwächsen ab.
Dr. Steffen Körner von der Glunz AG, Vorsitzender der Fachgruppe Span- und Faserplatten, führte aus, dass die Reklassifizierung von Formaldehyd neue, teure Herausforderungen mit sich brächte und die Holzversorgung aufgrund der energetischen Konkurrenz weiterhin angespannt bleibe. Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur zeigten, dass durch die Baumarten-Veränderung neue technologische Anforderungen geschaffen werden. Für leichte Platten sei das schwere Laubholz nicht ideal, und OSB-Platten könne man aus Buche nicht fertigen. Um als Teil der Lösung mehr Recyclingholz nutzen zu können, hätten einzelne Unternehmen teilweise zweistellige Millionenbeträge in Aufbereitungsanlagen investiert.
Abschließend formulierte Sauerwein die politische Forderungen des VHI: Die Landesbauordnungen seien holzfreundlicher zu gestalten. Die inzwischen allseits in der Politik geforderte Kaskadennutzung dürfe keine hohle Worthülse bleiben. Die CO2-Speicherung in Holzprodukten müsse im Emissionshandel positiv berücksichtigt werden. Für Naturprodukte müssten Ausnahmen im AgBB-Bewertungsschema gelten, denn was natürlich im Wald wachse, könne nicht mit künstlichen Produkten mit variabler „Rezeptur“ verglichen werden.






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