VHI: Holzwerkstoffindustrie bangt um Altholzversorgung




VHI: Holzwerkstoffindustrie bangt um Altholzversorgung














Bei den Berliner Gesprächen forderte Dr. Jan Bergmann von der Regierung ein klares Bekenntnis zur Kaskadennutzung von Holz. Photo: Barth



Am gestrigen 30. November hatte  der VHI-Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie (Berlin) seine Mitglieder zu den diesjährigen "Berliner Gesprächen" eingeladen. Auf einer Pressekonferenz vor der Veranstaltung äußerten sich VHI-Präsident Dr. Jan Bergmann sowie Anemon Strohmeyer (VHI-Geschäftsführerin) zur aktuellen Lage der Holzwerkstoffindustrie und machten hierbei auf die dramatische Entwicklung bei der Versorgung mit Altholz aufmerksam. So forderte Dr. Bergmann eine Regulierung der Altholzversorgung hinsichtlich der stofflichen Verwertung.  Laut seinen Angaben sehen sich die Unternehmen mit einer nahezu Vervierfachung der Altholzpreise seit Beginn des russischen Angriffkrieges gegen die Ukraine gegenüber. Zunehmend würde Recycling-Holz, das bis zu 60 Prozent in der Herstellung von Spanplatten eingesetzt wird, von Großkraftwerken für die Stromerzeugung verwendet und somit thermisch statt stofflich verwertet. Die beiden VHI-Vertreter sehen in der aktuellen Entwicklung sogar eine deutliche Abkehr von der geplanten Kaskadennutzung von Holz und fordern daher von der Politik geeignete Maßnahmen, um diese laut Dr. Bergmann besorgniserregende Entwicklung aufzuhalten. Schließlich müßten die Betriebe nicht nur die schlechtere Altholzversorgung sondern auch die massiven Preissteigerungen bei weiteren wichtigen Rohstoffen wie Chemie und Energie verkraften. Insgesamt haben sich laut VHI-Angaben allein die Kosten bei den eingesetzten Rohstoffen und Betriebsmitteln um rund 75 Prozent gegenüber 2021 erhöht.


Auf der Pressekonferenz zeichnete Dr. Bergmann zudem ein düsteres Bild der aktuellen Geschäftsentwicklung für die deutsche Holzwerkstoffindustrie. Während die Produktion im ersten Halbjahr 2022 noch stabil verlaufen sei, habe es im 3. Quartal Produktionsrückgänge im Vorjahresvergleich gegeben. Die schwache Nachfrage aus der Bau- und Möbelindustrie werde im vierten Quartal nach Ansicht von Dr. Bergmann zu weiteren Anlagenstillständen und Kurzarbeit führen.


Nach Einschätzung von Dr. Bergmann ist in nächster Zeit nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen, da in der aktuellen Situation immer mehr Akteure auf ein eher geringer werdendes Holzangebot zugreifen. Die VHI-Geschäftsführerin wünschte sich daher auf der Pressekonferenz von der Bundesregierung ein „klares Bekenntnis für die nachhaltige stoffliche Vewertung von Holz und den Industriestandort Deutschland“. Wie sie betonte, sei die Holzwerkstoffindustrie mit ihrem Produkt der Spanplatte ein Paradebeispiel für die Kaskadennutzung, also des Nacheinanders von stofflicher Verwertung von Sägespänen, Recycling von Altholz und der energetischen Verwertung von stofflich nicht verwertbarem Altholz. Zum Abschluss der Pressekonferenz machte Dr. Bergmann auf den wachsenden administrativen Aufwand durch alte und neue Regulierungen aufmerksam und forderte von der Bundesregierung - wie schon anlässlich der Mitgliederversammlung im Mai – einen Wechsel in den Krisenmodus und die schnelle Umsetzung des angekündigten Belastungsmoratoriums.  




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